In Geschichte und Gegenwart der Philosophie finden sich vielfältige Formen der antisemitischen Herabsetzung und Ausgrenzung des Judentums, jüdischer Denktraditionen und jüdischer Philosoph:innen. Zugleich verfügen die verschiedenen philosophischen Traditionen aber auch über wichtige Werkzeuge für eine Analyse und Kritik des Antisemitismus. Auf der Tagung soll sowohl dieses problematische Erbe Gegenstand sein als auch die Instrumentarien, welche die Philosophie für Analyse und Kritik bereithält, diskutiert werden. Zu eruieren ist dabei, wie es der Philosophie als einer Reflexionswissenschaft gelingen kann, nicht nur auf ihren Gegenstand, sondern auch auf den Ort ihres eigenen Theoretisierens und ihre Verstrickungen in Herrschaftsverhältnisse zu reflektieren.
Dabei stehen vier miteinander verbundene Problemkomplexe im Mittelpunkt: philosophische Legitimationen des Antisemitismus in den Begriffen und Selbstverständnissen der Disziplin; die Aktualität jüdischer Denktraditionen, die lange marginalisiert wurden und neue Impulse für das Verständnis von Universalität und Kritik bieten; philosophische Ansätze der Kritik, die zur Analyse antisemitischer Ideologien beitragen können; sowie schließlich das Verhältnis von Antisemitismus- und Rassismuskritik, dessen Bearbeitung die Frage nach der Reflexion der Situierung der philosophischen Überlegungen im politischen Kontext aufwirft.